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Woher kommt der Begriff „auf den Strich gehen“?

*******W22 Mann
6 Beiträge
Themenersteller 
Woher kommt der Begriff „auf den Strich gehen“?
Vermutlich gibt es mehrere Antworten auf diese Frage. Hier folgt jene, die ich kenne.

Im Wien des 18. und 19. Jahrhunderts wachten strenge Sittenwächter über das frivole Treiben der Wienerinnen und Wiener. Der Wiener Graben, mitten im Zentrum ausgehend vom Stephansplatz, galt trotzdem weit über die Grenzen Österreichs hinaus als eine der sündigsten Meilen Europas.

Tagsüber war es den Dirnen verboten ihre Dienste anzubieten. Erst ab 17:00 Uhr dürfen sie in der Öffentlichkeit nach Freiern Ausschau halten. Und auch das nur gemäß strengen Regeln.

Täglich um 17:00 Uhr teilten die Sittenwächter den Wiener Graben mit einer mit Kreide gezogenen Linie der Länge nach in zwei Hälften. Auf der einen Seite – stadtauswärts betrachtet rechts – flanierten die leichten Damen und stellten sich zur Schau. Von der anderen Seite aus beäugten die Herren die Objekte ihrer Begierde.

Zeigte ein Herr mittels Blickkontakt Interesse an einer Dame, trafen sich beide in der Mitte, an der mit Kreide gezogenen Linie, ohne sie zu übertreten. Erst wenn sich der Herr und die Dame einig waren, durfte die Dirne die Kreide-Linie übertreten und sich vom Herren zu einem diskreten Ort geleiten lassen.

Dieses Überschreiten der Kreide-Linie durch die Dame zeigte den anderen Dirnen, die auf der rechten Seite des Wiener Grabens weiterhin nach Freiern Ausschau hielten, dass ihre Kollegin bereits im Geschäft war. Und verbal zum Ausdruck brachten sie es mit dem Spruch: „Da, schau, die geht schon auf den / über den Strich.“

Es gibt wahrscheinlich noch andere Herleitungen dieser Phrase, aber ich finde diese hier ganz amüsant.

Schönen Feiertag, Andreas
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